Zwischen den Zeilen²

 „In jeder Rolle, die du spielst, steckt ein bestimmter Anteil von dir selbst drin. 

Das muss so sein, sonst ist es einfach keine Schauspielerei. Dann ist es Lügen.“ (Zitat: Johnny Depp)


Sieht man so oft nicht nur das, was man sehen möchte? 

Wie definiert man einen Politiker in Zeiten wie diesen? 

Was „darf“ ein Kommunalpolitiker und „was nicht“? 

Welcher Amtsträger besitzt heutzutage überhaupt noch den Mut, mit Regierungskritikern in den Diskurs zu gehen? Selbst wenn es nur ein Fritzlarer Bürgermeister ist.


Wenn ich Artikel wie diesen hier schreibe oder mit Menschen spreche, ob im Parlament oder einfach „unter 4 Augen“, dann überlege ich nicht, was die andere Seite hören möchte. Welche Argumente die maximale Zustimmung erzeugen. Mit welchen Sätzen ich auf „die Knöpfe drücke“, damit „du mich beim nächsten Mal“ auch wieder wählst. Ich bin nicht da, um Schonkost zu servieren. Vielleicht ist so viel Ehrlichkeit in der heutigen Zeit ungewohnt, weil so Vieles einfach nur noch inszeniert wirkt. 


Ich vertrete heute, hoffentlich ein wenig schlauer als damals, so gut wie keine Ansichten mehr von Roland Koch, der damals schon so etwas wie mein Vorbild war. Zudem mein Mentor während meines Stipendiums der Konrad Adenauer Stiftung. Damals wie heute mag ich aber Politiker mit „Ecken und Kannten“, die einem die Entscheidung nicht schwer machen, ob man für oder gegen sie und ihre Meinung ist. 

Deshalb spiele ich nicht die Rolle eines „Aluhut, Verschwörungstheoretikers oder Querdenkers“. 

Ich lebe viel mehr meine ganz eigene Rolle eines Selbstdenkers, den es nicht interessiert, ob er populär , beliebt oder gemocht wird für seine Meinung. 


Deshalb habe ich auch während des Kommunalwahlkampfes immer wieder meine Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung geäußert und das auf allen Plattformen, bis hin ins TV. Das machte mich sicherlich nicht beliebter in dieser Zeit. 

Was ich denke, schreibe und sage, ist keiner Rolle geschuldet. Viel mehr fühle ich mich Moral, Ethik und meinem Gewissen verpflichtet. Gesagtes selbst zu leben. Taten folgen zu lassen. Ich verstehe, dass dies den ein oder anderen beunruhigt, gar verunsichert. 


Politikerinnen und Politiker sollten aufhören, das „Fähnchen im Wind“ zu spielen und sich klarer positionieren, damit sich Menschen entscheiden können. 

Egal, ob man meiner Meinung ist oder nicht, gebe ich stets das Angebot, sich entscheiden zu können, vielleicht sogar zu müssen. Es missfällt mir, dass das Relativieren von Aussagen heutzutage der „beliebteste Sport“ im Bundestag zu sein scheint. 

Deshalb nehmt mich beim Wort. 

Es liegt nicht in meiner Natur, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, wenn ich dafür am Ende des Tages nicht in den Spiegel schauen kann.


Wie will Michael Kretschmar (Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, CDU) erklären, dass er diejenigen als Verschwörungstheoretiker betitelte, die sagten, dass die, „die sich nicht impfen lassen, ihre Grundrechte verlieren“? Fast genau ein Jahr später liest man verwundert über denselben Ministerpräsidenten: „Kretschmar will Beschränkungen für Corona- Geimpfte lockern.“


Ich bin diese (schmierigen) Politiker satt, die einfach nur das sagen, was die maximale Zustimmung erzeugt.

Ich bin Kommunalpolitiker satt, die sich nicht wagen, für ihre Überzeugung einzustehen, weil diese ja Gegenwind erzeugen oder sie beim Einkaufen angesprochen werden könnten. 

Ich bin Kommunalpolitiker satt, die eher wenig am Allgemeinwohl interessiert sind, aber viel mehr daran, anderen aufzuzeigen, wie gut und lange sie „ihre Strippen gezogen haben“, um ihr Ego oder sonst etwas damit zu befriedigen. 


Die Junge Union schreit doch seit Jahren nach Friedrich Merz. Wieso wohl? Weil er ausspricht, was er denkt. Wieso kritisieren die „Jung- Politiker“ (auch die aus Wildungen) nicht einmal, dass die Delegierten Laschet wählten und nicht die Mitglieder? Wieso kritisiert die Junge Union nich, dass Laschet und nicht Söder Kanzlerkandidat wird, weil es das CDU- Präsidium so wollte und nicht die Basis der CDU?


Ich lasse mich von keiner Partei begrenzen. Vor allem aber nicht, von einem „ehemaligen Linken-Kommunalpolitiker“, der gern Leserbriefe für die WLZ schreibt. Leider ist ihm entgangen, dass die Linksfraktion im Bundestag geschlossen gegen die Änderung des Infektionsschutzgesetzes stimmte. Sarah Wagenknecht noch vor kurzer Zeit die Schließung von 6.000 Intensivbetten im Jahr 2020 kritisierte und zudem sagte: „Wenn die Sonne scheint und die AfD sagt, die Sonne scheint, werde ich nicht aus Prinzip behaupten, dass es regnet.“ 

Ist es daher ungewöhnlich, dass ein parteiloser Stadtverordneter der Linken die Maßnahmen der Bundesregierung kritisiert, die Ausgangssperren für verfassungswidrig hält, wie es mittlerweile unzählige Experten tun? Wann hören wir wieder damit auf, uns gegenseitig in politische Ecken zu drängen, aus denen wir nicht mehr heraus kommen?


Wer das politische „Ich“ von seinem eigenen „Ich“, Werten und Idealen trennt, um diese einer Partei unterzuordnen, der sollte lieber einen Mannschaftssport betreiben, als sich für das Allgemeinwohl einzusetzen. 


Es gibt nun mal auch die Menschen, die für eine Viruserkrankung mit 99,95% Überlebenschance nicht bereit sind, ihr gesamtes Dasein aufzugeben. Keine Arbeit mehr zu haben, bankrott zu gehen, von Freunden und Familie isoliert zu sein und unsere Demokratie zu opfern. 

Ab wann ist es denn neuerdings erlaubt, zu demonstrieren?

Sind es nicht vor allem Rechtsexperten, die die Änderung des Infektionsschutzgesetzes als „Ermächtigungsgesetz“ bezeichnen?


Ab wann ist Kritik eigentlich noch „erlaubt“ oder mit den von Worten Ulrike Guérot (Politikwissenschaftlerin): „Es gibt keinen Raum mehr für legitime Kritik.“ 




Ein Kommentar zu Matthias Schuldt: „Immer wieder höre ich, dass der ein oder andere (vor allem Kommunalpolitiker) ihn nicht leiden kann. Seine Art von Berichterstattung kritisiert.

Ich schätze Matthias Schuldt sehr. Er schreibt unverblümt und steht voll und ganz hinter seinen Aussagen. Der Rest ist Sache der eigenen Perspektive.“

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